Körper und Natürlichkeit in Co-Kreation


Hinweis: In diesem Artikel geht es um Nacktheit in Kunst und Natur.
Der folgende Text lädt zur Reflexion über Körperwahrnehmung, Natürlichkeit und Selbstakzeptanz ein – offen, respektvoll und ohne Tabus.


Fotos: Sascha Richartz
Fotos: Sascha Richartz

 

Die Werke auf den Bildern: "IN WIND UND SONNE" von von Fritz Klimsch (oben links), "GROSER ADAM" von Gerhard Marcks (oben Mitte), "FRIEDE" von Josef Enseling (oben rechts), "FLORENTINER MANN" von Hermann Blumenthal (unten rechts), "TÄNZERIN" von Walter E. Lemcke (unten Mitte) und Jean Sprengers "UWA" (unten rechts). Zudem auf dem Titelbild in der Blog-Übersicht: Die "SPEERWERFERIN" von Ernst Seger (unten links), "EOS" von Richard Scheibe (unten rechts), die "KRUGTRÄGERIN" von Walter E. Lemcke (oben links). Zudem gibt es weitere Skulpturen, wie die "GROSSE BADENDE" von Georg Kolbe, welche zu diesem Thema passen. Eine Übersicht über alle Skulpturen und Plastiken in der Gruga, ist auf der Webseite des Grugapark zu finden.

 

Die Kunst der Natürlichkeit

Kürzlich schlenderte ich wieder einmal durch den Grugapark in Essen – ein Ort, den ich immer wieder gern besuche. Zwischen dem satten Grün, den bunten Blumenbeeten und den ruhigen Wegen ging ich erneut an jenen Skulpturen vorbei, die mich jedes Mal aufs Neue innehalten lassen: Darstellungen des menschlichen Körpers – nackt, aufrecht, würdevoll. Ich fotografierte sie – nicht aus Sensationslust, sondern weil sie mich tief berühren. In meinen Augen stellen sie nicht nur Kunst dar, sondern Haltung. Eine Haltung, die daran erinnert, wie selbstverständlich und würdevoll der menschliche, nackte Körper sein kann. Ohne Sexualisierung und ohne Scham.

  

Was mich an diesen Skulpturen so fasziniert, ist nicht nur ihre handwerkliche Schönheit – sondern vor allem, was sie zeigen und wie. Da steht ein männlicher Körper, ruhig, fast nachdenklich. Dort eine weibliche Figur, mit sanften Rundungen, voller Ruhe. Diese Körper erzählen keine Geschichten von Perfektion. Sie verkörpern Menschlichkeit und sie tun dies ganz selbstverständlich in natürlichster Form am Wegesrand.

 

Eine Rückbesinnung auf das Ursprüngliche

Beim Anblick dieser Skulpturen denke ich oft an die Antike. Damals war der menschliche Körper nicht nur akzeptiert – er wurde verehrt. In der griechischen und römischen Kunst war Nacktheit kein Makel, sondern Ausdruck von Stärke, Lebendigkeit, Ästhetik – und auch Gesundheit. Körper wurden gezeigt, wie sie waren – nicht ausgestellt, sondern dargestellt. Oft als Sinnbild für Harmonie zwischen Mensch und Natur. Vor diesem Hintergrund und in diesem Zusammenhang halte ich eine Vorliebe für nacktes Dasein, wie es FKK-Anhänger, Naturisten und Nudisten empfinden und praktizieren auch für völlig normal und natürlich. Auch wenn dies gesellschaftlich oftmals tabuisiert wird. Erst neulich berichtete mir eine junge Frau Anfang Zwanzig, dass sich zwei Frauen im Freibad empört äußerten, als diese unter ihrem Handtuch sitzend ihren Bikini wechselte. Ohne die Absicht sich zur Schau zu stellen, sondern im Gegenteil möglichst diskret und unauffällig zu sein. 

 

Zwischen Kulturen und Respekt

Natürlich weiß ich, dass Nacktheit in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlich betrachtet wird – und das respektiere ich von Herzen. Es gibt keinen universellen Umgang mit dem menschlichen Körper. Aber vielleicht gibt es einen gemeinsamen Nenner: den Wunsch nach Würde, nach Selbstverständlichkeit, nach Respekt – gegenüber sich selbst und anderen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der der menschliche Körper – unabhängig von Form, Alter, Geschlecht oder kultureller Prägung – wieder mehr als das gesehen wird, was er ist: ein natürlicher Teil von uns. Kein Objekt, kein Tabu, sondern Ausdruck unseres Daseins.

 

Der Körper als Spiegel von Lebensweise

Beim Anblick dieser Statuen wird mir auch folgendes immer wieder bewusst: Ein gesunder Blick auf Nacktheit beginnt nicht nur mit Toleranz, sondern auch mit Achtsamkeit. Wie gehen wir mit unserem Körper um? Wie ernähren wir ihn, wie bewegen wir ihn? In früheren Zeiten war körperliche Aktivität meist Teil des Alltags – sei es durch körperliche Arbeit oder durch Leben im Freien. Heute müssen wir Bewegung bewusst in unseren Tag einbauen. Ernährung war früher regional, saisonal und vergleichsweise naturbelassen – heute ist sie oft industriell geprägt, reich an Zucker, Fett und Zusatzstoffen. Deshalb sehe ich das bewusste Umgehen mit unserem Körper nicht nur als Frage der Ästhetik, sondern als Ausdruck von Selbstachtung. Bewegung, gesunde Ernährung, frische Luft – das sind für mich keine Trends, sondern Formen der Fürsorge. Für den Körper, den wir haben. Und für das Leben, das wir führen.

 

Ein persönliches Fazit

Wenn ich mir die Fotos ansehe, die ich im Grugapark gemacht habe oder an den Skulpturen vorbei gehe spüre ich jedes Mal eine gewisse Ruhe. Sie zeigen eine tiefe Verbundenheit mit dem Menschlichen. Sie erinnern mich daran, dass unser Körper – so wie er ist – bereits wertvoll ist. Egal ob dieser durchtrainiert ist oder nicht. Von einem Astralkörper bin ich selbst auch derzeit ein gutes Stück entfernt. Trotzdem und vielleicht gerade deshalb halte ich es für wichtig, dass sich jede:r im eigenen Körper akzeptiert, wohlfühlt und sich nicht zu verstecken braucht. Und dass es unsere Aufgabe ist, gut mit unserem Körper umzugehen. Ihn zu nähren, zu bewegen, zu achten. Nicht um einem Ideal zu entsprechen, sondern um im Gleichgewicht zu leben. Unser Körper ist unser Gefährt durchs Leben, ein hochkomplexes System, in vielerlei Hinsicht wundervoll und schön. Mit manch anderem Gefährt gehen wir sorgsamer um und präsentieren dieses mit mehr Stolz. Vielleicht ist das mein Plädoyer und der Spiegel, den ich mir selbst vor Augen führe, während ich diesen Artikel schreibe – für mehr Natürlichkeit, für mehr Achtsamkeit, für mehr Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung. Für den eigenen Körper – und für das, was ihn ausmacht. Vielleicht begegnet dir ja bei deinem nächsten Spaziergang im Park oder irgendwo sonst auf der Welt auch so eine Statue. Dann schau hin – wirklich hin. Nicht mit Scham. Nicht mit Urteil. Sondern mit Respekt, mit Offenheit – und vielleicht sogar mit einem stillen Lächeln.

 

Abschließend kann ich Dir einen Spaziergang durch den Grugapark nur wärmstens empfehlen. Für mich ist der Grugapark ein besonderer Ort, der für Jung und Alt, sowie Natur- und Kunstbegeisterte, wie auch zum sporteln einiges zu bieten hat. Hier geht's zur Website grugapark.de!

 

 

 

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